Rocca di Montegrossi
Trauben trocknen in beweglichen Netzen
Im noch jungen Weingut Rocca di Montegrossi werden Moderne und Tradition besonders nachhaltig vereint.
In der oberen Etage des Weinkellers befinden sich in einem rund 90 Quadratmeter großen Raum 160 bewegliche Netze, an denen Trauben aufgehängt sind. Die Beeren sind in dem Geflecht zur Trocknung befestigt und werden dreimal im Monat bis zur vollständigen Entwässerung im Februar des auf die Ernte fallenden Jahres kontrolliert und selektiert. Anschließend wird eine kleine Menge Mosts in kleine Fässer aus verschiedenartigem Holz abgefüllt. Die „Vinsantaia“ – so wird der Raum im Dachgeschoss bezeichnet- ist das Aushängeschild des Weinguts Rocca di Montegrossi im Chianti Classico-Gebiet.
Moderne trifft Tradition – so könnte das Motto des jungen, im Herzen des Anbaugebiets beheimateten landwirtschaftlichen Betriebs lauten. In Monti, der am höchsten gelegenen Gemeinde des Chianti Classico unweit von Gaiole, setzt Marco Ricasoli-Firidolfi – ein Nachfahr jenes Adelshauses, das wichtige Kapitel der Chianti-Geschichte schrieb – seit Anfang der 1980er Jahre rigoros, aber mit Bedacht auf die heimischen Rebsorten Sangiovese, Colorino, Canaiolo, Pugnitello und Malvasia Bianca del Chianti. Im zur Jahrtausendwende renovierten Weinkeller werden traditionelle Techniken mit den besten neuen Technologien vereint.
Die Gesamtausdehnung des Guts erreicht 100 Hektar, von denen jeweils 20 Hektar auf überwiegend den Chianti Classico-Weinen vorbehaltene Rebhügel und auf Olivenhaine entfallen. Da Marco bei den Steinfrüchten fast ausschließlich die Sorte Coreggiolo züchtet, besteht sein qualitativ hochwertiges Speiseöl aus einer einzigen Sorte. Die Olivenbäume wurden in Mischkultur mit Obstbäumen angepflanzt. Die Weinberge, alle in sanfter Hanglage und südlich-südöstlich ausgerichtet, liegen auf einer Höhe zwischen 340 und 510 Metern über dem Meer. Das Vorhandensein zahlreichen Gesteins aus Kalk und Kalkmergel im Zusammenspiel mit Sand- und Lehmböden geben den Weinen des Hauses Struktur und Eleganz. Der Sangiovese nimmt den größten Teil der Anbaufläche ein, gefolgt mit großem Abstand von Merlot.
Das gesamte Anwesen von Rocca di Montegrossi wird nach biologischen Regeln betrieben. Rebstöcke und Olivenbäume sind seit 2006 Teil der biologischen Landwirtschaft. Dies wurde vom Institut für Ethik- und Umweltschutzzertifizierung ICEA im Februar 2010 und von der Stelle für Zertifizierungen biologischer Qualität „Q Certificazioni“ im Januar 2012 mit Urkunden bestätigt. Auch darüber hinaus geht im Gut ökologisch zu. So wird etwa Regenwasser gesammelt, um kein wertvolles Trinkwasser zu vergeuden. Im Weinkeller arbeitet ein Teil der Heizung mit Solarenergie. Die elektrische Energie wird ausschließlich aus erneuerbaren Quellen bezogen.
Die Kellerei ist nach Angaben von Marco Marco Ricasoli-Firidolfi von der horizontalen Abbeermaschine über Wannen aus verglastem Zement bis hin zu temperaturkontrollierten und mit computergesteuerter pneumatischer Walke ausgestatteten Barrique-Fässern aus Allier-Eichenholz bestens ausgestattet. Unter önologischer Beratung von Attilio Pagli werden Holzfässer je nach Weintyp in unterschiedlicher Form eingesetzt. Mit dem Chianti Classico Vigneto San Marcellino und dem Bordeaux-Verschnitt Geremia bereitet der eifrige Gutsbesitzer zwei herausragende Weine. „Marcos Markenzeichen sind üppige, reichhaltige Tropfen, die jedoch nie Ausgewogenheit und Finesse aus den Augen verlieren,“ würdigte der Weinführer Gambero Rosso in seiner Ausgabe 2011 die Arbeit des Nachfahren aus dem berühmten toskanischen Adelshaus. (mh)