Castello di Monsanto
Vom „Revoluzzer“ in die Führungsschicht
Im Castello di Monsanto entstehen in viel Handarbeit unverfälschte toskanische Weine.
Wenn sie das Castello di Monsanto besuchen, sind Touristen und Weingenießer sogleich vom Charme und von der Magie der wunderschönen Collina del Poggio überwältigt und von dem aus dem 18. Jahrhundert stammenden Keller stark beeindruckt. Es war vor allem die unbeschreibliche Energie der Umgebung mit ihren Eichenwäldern, Zypressen, Olivenhainen und Rebhängen, die den Betreiber einer Spitzenfabrik in Mailand, Fabrizio Bianchi, und seine Gattin Giulianna veranlassten, sich im Jahre 1961 an diesem imposanten Ort niederzulassen und das damals verwahrloste Gut wieder herzurichten. Schon ein Jahr später nahm die Vision, einen Cru in der Chianti-Region zu produzieren, konkrete Gestalt an: Die ersten 6.000 Flaschen des Vigneto il Poggio wechselten den Besitzer.
Der Gambero Rosso 2012 spricht von einem „für die damalige Zeit unverständlichen Projekt: die Parzelle II Poggio zur echten Einzellage zu machen und später, 1968, die weißen Trauben aus dem Verschnitt des Chianti Classico zu eliminieren“. Der Weinführer würdigt zudem die „Pioniertat“ Bianchis, wassergekühlte Stahltanks einzuführen und beim Ausbau in Holzfässern von Kastanienholz auf slowenische Eiche umzustellen.
An der klaren und kompromisslosen Absicht Bianchis, hochwertige und authentische toskanische Weine in viel Handarbeit und einvernehmlich mit der Natur zu erzeugen, hat sich bis zum heutigen Tag nichts geändert. Doch während Bianchis Qualitätskonzept anfangs geradezu als revolutionär galt, zählt das natürlich nichts mit dem in negative Schlagzeilen geratenen US-Saatgutkonzern Monsanto zu tun habende Weingut heute längst zum Establishment und zu den weltweit anerkannten Traditionsbetrieben der Toskana.
Inzwischen wird das nahe der Gemeinde Barberino Val d’Elsa liegende Familiengut von Tochter Laura geführt. Sie entschied sich gegen eine Karriere als Juristin, um die Tenuta in der Tradition ihres aus San Gimignano stammenden Vaters fortzuführen. Seinen Stil hat sie sogar noch weiter entwickelt. Die am westlichen Rand des Chianti Classico entstehenden Gewächse spiegeln das enorme Potenzial des Terroirs wider und besitzen eine außergewöhnliche Persönlichkeit. Sie gelten als komplex und sind von großer Tiefe.
Die Rebstöcke stehen auf einer Höhe von durchschnittlich 280 Metern über dem Meeresspiegel. Die mineralreichen Galestro-Böden bilden den passenden Nähboden. Im Castello di Monsanto wirkt seit 2001 Andrea Giovannini als Önologe. Er war zuvor mehrere Jahre lang für die Weine von Ornellaia zuständig gewesen. Die Weinbereitung ist jedoch nicht Aufgabe einer einzigen Person. Vielmehr wird sie von Fabrizio, Laura und Andrea im Team erledigt. (mh)