Isole e Olena
Mit Akribie und einer Portion Sturheit zum Erfolg
Im Weingut Isole e Olena will Paolo de Marchi verhindern, dass sich die Rebensäfte weltweit im Geschmack mehr und mehr ähneln.
PaoIo de Marchi kennt alle önologischen Spielereien, hält die meisten jedoch für entbehrlich. Der Ort, wo die Qualität entschieden wird, ist für den Besitzer des Weinguts Isole e Olena der Weinberg. Paolo stammt ursprünglich aus Piemont und hat sich im Jahre 1976 im Westen des Chianti Classico oberhalb des Elsa-Tals in dem damals noch unrentablen und verwahrlosten elterlichen Gut niedergelassen. Studiert hat er unter anderem an der Forschungsanstalt für Garten- und Weinbau in Geisenheim und am berühmten Forschungsinstitut in Montpellier.
Der absolut integre Gutsbesitzer setzt auf den charakteristischen Geschmack seiner Weinregion. Er will mit all seinen Kräften verhindern, dass sich die Gewächse im Geschmack weltweit mehr und mehr ähneln. In den vergangenen Jahren hat Paolo beharrlich daran gearbeitet, die Voraussetzungen für die Produktion von toskanischen Spitzenweinen zu schaffen und zu verfeinern. Er produziert verhältnismäßig wenig Trauben, weil er nur die wirklich hochwertigen Beeren selektiert.
Nachdem er das elterliche Gut übernommen hatte, musste de Marchi so ziemlich alles verändern. In Zusammenarbeit mit mehreren Universitäten hat er für seine 370 bis 450 Meter über dem Meeresspiegel gelegenen Rebhügel die besten Klone gesucht und gepflanzt. Der experimentierfreudige Weinmacher hat alte Weinterrassen wiederbelebt oder in schlechteren Lagen stillgelegt sowie die Reberziehung und Bodenbearbeitung verändert. Auch mit einem sehr kurzen Rebschnitt erzielt Paolo große Erfolge. Inzwischen erntet der Gutsbesitzer Jahr für Jahr höhere Erträge aus seiner akkuraten Arbeit.
Unangefochten gilt Paolos große Leidenschaft der Sangiovese-Traube. Sein Chianti Classico ist nahezu reinsortig und enthält nur einen kleinen Anteil Syrah. Der Wein präsentiert sich im Glas sehr weich und fruchtbetont. Der großartige und verführerische Tafelwein Cepparello, den der Winzer anstelle einer Chianti Riserva keltert, besteht vollständig aus der einheimischen Spitzensorte und wird in neuen Barriques zur Reife gebracht. Der elegante tiefdunkle Tropfen wird von Weinkritikern immer wieder hoch bewertet.
Die französischen Rebsorten Syrah, Cabernet Sauvignon und Chardonnay baut Paolo de Marchi lediglich in kleineren Parzellen an, die er unter dem Etikett „Collezione de Marchi“ reinsortig auf den Markt bringt. Von önologischen Tricks und einem übertriebenen Barrique-Ausbau hält der kompetente Weinmacher nichts. Seine Erzeugnisse sollen nicht chic, sondern Interpretationen ihrer Rebsorten und des Terroirs sein. „Es sind Weingüter wie … Isole e Olena …, die mit ihren Weinen die Identität des Chianti Classico verkörpern“, würdigt Andreas März, Chefredakteur von Merum, die Arbeit des Agrarwissenschaftlers. (mh)