Castello di Radda
Es muss nicht immer Spumante sein
Ein Wegbereiter für Supertoskaner wacht über die Qualität der roten und roséfarbenen Tropfen der Industriellenfamilie Gussalli Beretta.
Zweifellos zählt Maurizio Castelli zu den bekanntesten und fähigsten Önologen der Toskana. Der promovierte und erfahrene Agraringenieur ist für viele hochrangige Weingüter als Berater tätig. Er war auch maßgeblich an dem großen Erfolg der „Supertuscans“ beteiligt und trug erheblich dazu bei, dass die meisten Rebberge und Weinkeller der mittelitalienischen Weinbauregion auf einem modernen Stand der Technik sind. Auch die Dynastie Gussalli Beretta hat Castelli viel zu verdanken. Die Industriellenfamilie kann sich als Eigentümer der Kellerei Castello di Radda glücklich schätzen, dass der gefragte Weinfachmann die hohe Qualität ihrer jährlich in rund 100.000 Flaschen abgefüllten Tropfen sichert.
Ideale Voraussetzungen für Sangiovese
Der im Jahr 2003 gegründete Winzerbetrieb der Familie Beretta liegt auf einem Hügel westlich des nur rund 1.700 Seelen zählenden Weinortes Radda direkt unterhalb der aus dem frühen Mittelalter stammenden Befestigung Castello di Volpaia. Er ist neben den Gütern Orlandi Contucci Ponno in Abruzzen und Lo Sparviere in der Schaumwein-Region Franciacorta das dritte ambitionierte und erfolgreiche Weinprojekt der vor allem durch die Waffenproduktion weltweit bekannt geworden Dynastie.
Mit großem Ehrgeiz und angetrieben durch ihre Liebe zu edlen Tropfen hat die Familie Beretta den Wiederaufbau des alten und nicht weit vom Ortsteil Volpaia, einer weiteren Spitzenlage des Chianti-Gebiets, gelegenen 170 Hektar großen Anwesens betrieben. Die lehm- und kalkhaltigen Böden mit hohem Skelettanteil in Kombination mit günstigen Südwest- und Südost-Lagen bieten für die liebevoll auf 45 Hektar Weinbergen unterschiedlichen Alters gepflegten Sangiovese- und Canaiolo-Reben und damit für die Herstellung authentischer Chianti-Classico-Weine ideale Voraussetzungen.
Kontrolliertes Nichtstun im Keller
Beim Bau des Kellers entschied sich die Familie Beretta aus Respekt für die Natur, das Land und die dort lebenden Menschen für eine vollständig unterirdische, in den Fels gehauene Anlage nach Plänen des Architekten Spartaco Mori und gegen die Errichtung einer Produktionsstätte inmitten der malerischen toskanischen Landschaft.
Im „Allerheiligsten“ des Weinguts, zu dem auch ein Florentiner Pavillon zählt, werden die Trauben nach der Lese zunächst sehr sorgfältig sortiert, um kleinste Fehler von Beginn an ausschließen zu können. Während der Vinifizierung werden nur minimale Eingriffe vorgenommen. Die in kleinen französischen Eichenfässern reifenden Weine, zu denen auch sortenreine oder verschnittene aus Merlot und/oder Sangiovese gekelterte Tropfen der Qualitätsstufe „Indicazione Geografica Tipica“ (IGT) zählen, sollen sich ihrer Natur gemäß entwickeln – im Fachjargon auch kontrolliertes Nichtstun genannt.
Reichlich Finesse und feine Aromafülle
Bereits gut ein Jahrzehnt nach der Gründung des landwirtschaftlichen Betriebs wird der Weinstil des Hauses Castello di Radda deutlich. Die erlesenen und eleganten Chianti Classico präsentieren sich finessenreich und besitzen eine feine Aromafülle. Das Terror kommt im Glas voll und ganz zur Geltung – eine Leistung, die auch von Weinführern und Weinkritikern wie „Vini d’Italia – Gambero Rosso“ und Robert Parker immer wieder angemessen gewürdigt wird. Dass die Erzeugnisse aus dem toskanischen Weinhaus rasch in den Fokus von Weinliebhabern rückten, ist mit Blick auf die noch junge Firmengeschichte keineswegs selbstverständlich. (mh)