Félsina

Weltklasseweine, die ihre Herkunft nicht verleugnen

Zu den unbestrittenen Stars des Chianti Classico gehört seit Mitte der 1980er Jahre die Fattoria di Félsina in Castelnuovo Berardenga.

Der Legende nach fuhr der Großreeder und Sangiovese-Liebhaber Domenico Poggiali aus Ravenna im Jahr 1966 erstmals nach Castelnuovo Berardenga an die südöstlichste Ecke des Chianti Classico und trank dort in einer Trattoria seine erste Flasche Wein von Félsina. Der edle Tropfen soll Poggiali derart gut gemundet haben, dass er bereits am nächsten Tag das gesamte schmucke Anwesen – Weinberge, Olivenhaine und Wald inklusive – erwarb. Dies war der Beginn eines großen Aufschwungs der Fattoria di Félsina.

Poggiali begann sofort, die Rebhügel auf der insgesamt rund 400 Hektar großen Gesamtfläche eingehend zu studieren und baute unterirdische Keller, die Temperaturschwankungen widerstanden. Der wirklich große Durchbruch gelang dann seinem Schwiegersohn Giuseppe Mazzocolin. Die Verringerung der Trau­ben­er­träge im Wein­berg, neue Erzie­hungs­sys­teme, spä­tere Lese und dadurch höhere Reife der Trau­ben – dies waren die wich­tigs­ten neuen Vorgaben. Zudem wurden die Weinbereitung und der Aus­bau der Gewächse modifiziert. Und es wurde der Keller restauriert. Die Sangiovese-Tradition des Chianti führte Mazzocolin mit der klaren Vision – Weltklasseweine zu erzeugen, die ihre Herkunft nicht verleugnen sollten – in die Moderne.

Sehr alte und gegenüber neueren Pflanzen ertragsschwächere Rebstöcke geben heute noch dem Traditionsbegriff von Félsina eine grundlegende Bedeutung. Auch als 1983 aus betriebswirtschaftlichen Gründen entschieden wurde, so biologisch und naturnah wie möglich zu arbeiten, kam es Mazzocolin nicht so sehr auf die Höhe der Ernteerträge an. Wichtiger ist ihm seitdem eine hohe Biodiversität in den Weinbergen, um die Anbauflächen weitgehend vor Schädlingen zu schützen. Es zahlte sich auch aus, dass er eine Reihe konstruktiver Vorschläge des Önologen Franco Bernabei beherzigte. Dieser hatte dazu geraten, in den elf von unterschiedlichen Böden und mikroklimatischen Bedingungen geprägten Lagen die besten, gesündesten und härtesten Rebstöcke auszuwählen und für eine gezielte Feldselektion und -vermehrung einzusetzen. Weinbergmeister Agostino Buracchi verwirklichte die Anregungen und setzte unterschiedliche Klone in für sie besonders geeigneten Parzellen ein. Dieses Beispiel ist ein Beleg dafür, dass die enge Bindung der Rebsorte an das Terroir eine sehr wichtige Komponente der Weine Félsinas ist.

Obwohl im Weingut auch klei­nere Men­gen Caber­net Sau­vi­gnon, Syrah und Mer­lot angebaut werden, lehnt Maz­zo­co­lin das Mischen internationaler Sorten mit San­giovese ab – zumin­dest in der Chi­anti-Hauptzone. Zu Weltruhm hat Mazzocolin, inzwischen Besitzer von Félsina, die Fattoria mit ihren unverwechselbaren reinsortigen Sangiovese-Crus „Vigneto Rancia“ und vor allem mit dem ausschließlich in Barriques ausgebauten Supertoskaner „Fontalloro“ geführt, die beide im Jahr 1983 Premiere hatten. Das Traubengut für den „Vigneto Rancia“ – einen Chianti Classico Riserva – stammt aus einer Einzellage, deren Namen an eine mittelalterliche Pilgerstraße erinnert. Der ebenfalls ausschließlich aus der Paradesorte gekelterte Chianti Classico „Berardenga“ ist Ausdruck des im Südosten der Anbauzone gelegenen Gebietes. Mit diesen exzellenten Tropfen war Mazzocolin übrigens auch einer der Ersten in der Toskana, die Weine reinsortig aus Sangiovese kelterten. Er stieg mit diesen edlen Gewächsen auch zu einem der wichtigsten Weinmacher Italiens auf.

Félsinas Erzeugnisse sind stimmig in ein Geflecht von Terroir, Historie und kulturellen Bezügen zusammengeknüpft. Sie werden mit großem Sachverstand und viel Umsicht hergestellt. Diese günstigen Voraussetzungen sorgen für eine stete Weiterentwicklung und für eine gleich bleibend hohe Qualität der gesamten Produktlinie. In der ewigen Bestenliste des Gambero Rosso gehört die Fattoria di Félsina, zu der übrigens auch die Weingüter Castello di Farnetella in Sinalunga und Pagliarese in Castelnuovo Berardenga gehören, zu den zehn erfolgreichsten Weinerzeugern des Landes. (mh)

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